Mit Versäumnissen der vorangegangenen Landesregierung aufräumen und Impulse der Verbände ernster nehmen
Der Verband der Immobilienverwalter Hessen (VDIVH) hat anlässlich des ersten Plenums der „Allianz für Wohnen“ in dieser Legislaturperiode am Dienstag, 30. April, seine Ziele und Erwartungen an die neue Landesregierung formuliert. Die Unterstützung der Eigentümer und Verwalter muss bei mehreren Aspekten intensiviert werden. VDIVH-Vorstandsvorsitzender Werner Merkel: „Wir freuen uns sehr, dass auch die neue Landesregierung die Allianz für Wohnen fortführt. Es ist ein wichtiger Rahmen, in dem die unterschiedlichsten Akteure zusammenkommen und sich vertrauensvoll austauschen. Viel wichtiger ist aber, dass die Impulse auch aufgegriffen und vor allem umgesetzt werden. Sonst bleibt das Gremium ein zahnloser Tiger.“
Aus Sicht des Verbands müssen Forderungen, die der VDIVH schon in der vergangenen Legislaturperiode aufgeworfen hat, nun in Angriff genommen werden.
Programme und Bedingungen der WI-Bank überarbeiten
Die WI-Bank darf nicht länger nur auf Finanzierungen von energetischen Maßnahmen im Rahmen von KfW-Mitteln beschränkt bleiben. Ziel sei es immer, bei größeren Sanierungsprojekten Synergie-Effekte zu nutzen. „Steht ohnehin ein Gerüst am Haus, so kann die Gemeinschaft oftmals gleich mehrere Maßnahmen in einem Zug erledigen.“ Diese Verknüpfung steht aber auf wackligen Füßen: Soll auch ein Projekt angegangen werden, das keine energetische Maßnahme ist, aber trotzdem notwendig und/oder eines Zuschusses bedarf, scheidet die WI-Bank aus, da sie ausschließlich energetische Maßnahmen finanziert. „Es ist dringend notwendig, dass die Programme und Bedingungen für WEG-Darlehen überarbeitet und ausgeweitet werden, sodass die Geldaufnahme für Wohnungseigentümergemeinschaften grundsätzlich erleichtert wird.“
Ausbau der Ladeinfrastruktur passend fördern
Die E-Mobilität stockt, weil Ertüchtigungsprojekte die Eigentümer finanziell überfordern. „Die Projekte scheitern nicht an den Kosten für die Wallboxen. Bei älteren Gebäuden gibt die Elektrik eine Vollausstattung oft nicht her“, so Merkel. Sei eine Ertüchtigung des Leitungsnetzes und/oder so-gar die Verstärkung des Hausanschlusses notwendig, wären die Projekte aufgrund der immen-sen Kosten oft zum Scheitern verurteilt. In einer aktuellen Umfrage berichteten die VDIVH-Mitglieder über erschreckend niedrige Umsetzungszahlen. Die bereits vor zwei Jahren vorgebrachten Ideen hatte die damalige Landesregierung nicht aufgegriffen.
Offene Fragen aus der Bundesgesetzgebung angehen
Viel zu oft würden bei Gesetzgebungsverfahren die praktischen Probleme nicht gesehen, so Merkel. „Wo sollen in eng bebauten Gebieten die Wärmepumpen aufgestellt werden? Wie genau soll ein Haus von Gasetagenheizung auf Zentralheizung umgebaut werden, Stichwort Leitungen?“
Auch mit dem CO2-Kostenaufteilungsgesetz wurden Energieversorger, Verwalter, Eigentümer und Mieter gleichermaßen vor Probleme gestellt. Bei allem Wohlwollen für das Ansinnen und die Idee des Gesetzes sei die Umsetzung in der Praxis noch lange nicht angekommen. „Verschiebt sich der Erhalt der Versorgerrechnung nach hinten, weil der CO2-Kosten-Ausweis noch fehlt, kann die Heizkostenabrechnung erst später beauftragt werden, erst nach deren Erhalt die WEG-Jahresabrechnung und Belegprüfung erfolgen und die Eigentümerversammlung findet womöglich am Ende des Jahres statt. Durch das Gesetz wird das gesamte Abrechnungssystem gestört“, erklärt der Vorstandsvorsitzende die praktischen Auswirkungen. Möglicherweise wird die Zeit für vermietende Eigentümer sogar knapp, um die Betriebskostenabrechnung fristgerecht den Mietern vorzulegen. Hier ist dringend eine Lösung notwendig.
„Die Schaffung von Wohnraum ist das Eine, aber die Pflege des Immobilienbestands das Andere. Bei den aktuellen Zahlen im Wohnungsbau können wir es uns nicht erlauben, den bestehenden Wohnraum in den nächsten Jahren nicht für die Zukunft auszurichten“, erklärt Merkel abschließend. Insofern sei es ein äußerst positives Zeichen, dass die schwarz-rote Landesregierung im Gremium der Allianz für Wohnen den Dialog mit allen Akteuren sucht. Der VDIVH erhofft sich, dass Hinweise ernstgenommen werden, die Landesregierung ihren Einfluss im Bund nutzt und auch bei dortigen Gesetzgebungsverfahren den Finger in Wunden legt.
Die 2015 gegründete Allianz für Wohnen in Hessen verfolgt das Ziel, Strategien für guten und bezahlbaren Wohnungsbau in Hessen zu entwickeln. An der Allianz beteiligen sich die Verbände der Wohnungswirt-schaft, die kommunalen Spitzenverbände, Kammern, Mieterbund, Studentenwerke und weitere Interessenverbände sowie die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WI-Bank). Die Federführung der Allianz für Wohnen in Hessen liegt beim hessischen Wirtschaftsministerium.