E-Mobilität: Land Hessen muss Ausbau der privaten Ladeinfrastruktur besser fördern
Große Diskrepanz zwischen politischem Anspruch und Wirklichkeit
Der Verband der Immobilienverwalter Hessen fordert von der Landesregierung eine effizientere Förderung der Elektromobilität. „Der Bereich der privaten Ladeinfrastruktur steht bislang nicht stark genug im Fokus“, so VDIVH-Vorstandsvorsitzender Werner Merkel. „Zwar hat inzwischen jeder Mieter Anrecht auf eine Lademöglichkeit. Die Folgen und die zum Teil großen Hürden in der Umsetzung wurden aber von den politischen Entscheidungsträgern nicht ausreichend durchdacht. Angefangen von der Kapazität des Hausanschlusses über die Leitungen in den Tiefgaragen bis hin zu dem wichtigen Thema Brandschutz bekommt man den Eindruck, dass Eigentümer und Verwalter hier allein gelassen werden. Das können wir uns als Gesellschaft nicht leisten, wenn die Energie- und Verkehrswende gelingen soll.“
Im Rahmen einer Fachveranstaltung in Wiesbaden diskutierte der Verband das Thema gestern mit den wohnungspolitischen Sprechern der hessischen Landtagsfraktionen sowie mit Verwaltern, Brandschutzexperten und Vertretern eines Energieversorgers. „Damit die Elektromobilität den entscheidenden Schritt vorankommt, den sich die Politik wünscht, müssen all diese Akteure koordiniert zusammenwirken“, erklärte VDIVH-Geschäftsführerin Katja Niebling. Für die Eigentümer, die den Ausbau der privaten Ladeinfrastruktur in wesentlichen Teilen tragen müssen, wünscht sich der Verband bessere Förderkonditionen. „Wir sehen hier nicht nur den Bund in der Pflicht. Auch das Land Hessen muss private Eigentümer mehr unterstützen, indem nicht nur die Installation von Wallboxen gefördert wird, sondern sämtliche mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur im Gebäude zusammenhängenden Aspekte.“
Dazu zählten beispielsweise auch die Ertüchtigung der Garagen hinsichtlich des Brandschutzes. „Elektrofahrzeuge brennen nicht häufiger als andere Autos“, so Werner Merkel. „Aber sie brennen anders. Darauf sind die Tiefgaragen derzeit nicht ausgelegt. Auch hier wünschen wir uns einen realistischeren Blick der Politik auf die tatsächliche Praxis im hessischen Gebäudebestand.“ Um dies zu verdeutlichen, simulierte eine Fachfirma im Rahmen der Veranstaltung das Abbrennen eines Brennstabs aus einem E-Akku. „Allein für den Brandschutz sind nicht unerhebliche Investitionen nötig. Wenn die Politik die E-Mobilität vorantreiben will, muss sie die Eigentümer auf diesem Weg unterstützen. Hier gibt es auch in Hessen noch deutlichen Nachholbedarf“, so Merkel.
Die wohnungspolitischen Sprecher der hessischen Landtagsfraktionen, Hildegard Förster-Heldmann (Grüne), Dr. Stefan Naas (FDP) und Dimitri Schulz (AfD) stellten sich der engagierten Diskussion mit Werner Merkel und verwiesen unter anderem auf die bereits bestehende Förderung des Bundes. Konsens herrschte bei der Auffassung, dass die Verkehrswende nicht ohne Einbeziehung des Gebäudebestands möglich ist, Dissens hingegen bei den Fragen, ob das Land zusätzliche Fördermittel bereitstellen sollte, inwiefern überhaupt eine Förderung im bisherigen Maß notwendig ist oder ob man es nicht dem Markt selbst überlassen sollte. Zugleich nahmen die Sprecher die praktischen Herausforderungen für die Verwalter und Eigentümer mit, dankten für die Einblicke in die unterschiedlichen Aspekte und luden den Verband zu weiteren Gesprächen ein.
Eine Vorführung verdeutlichte das Brandverhalten der Brennstäbe eines E-Akkus. Um den „Thermal Runaway“, also das Übergreifen eines Brandes auf weitere Brennstäbe zu verhindern, sind andere Löschmethoden und Materialien nötig als bisher.
In der Diskussion mit den wohnungspolitischen Sprechern der Landtagsfraktionen verdeutliche VDIVH-Vorstandsvorsitzender Werner Merkel, dass die Eigentümer und WEGs eine zielgerichtete Förderung benötigen, um den Ausbau der privaten Ladeinfrastruktur bewältigen zu können.
Verschiedene Fachexperten erklärten im Rahmen der Veranstaltung, worauf es bei der Installation der Ladeinfrastruktur und der Implementierung eines Lastmanagements ankommt.
Bildquelle: VDIVH